So, das war das mit Weihnachten und dem Umzug. Geschafft! Am 27ten
gings Nachmittags los nach Phnom Penh ohne dass wir uns von den
unausgepackten Kisten im Haus haben stören lassen. Irgendwann kurz
nach Mitternacht sind wir im Hotel angekommen und gleich hatten wir
wieder das surreale Gefühl wie in Vietnam: 30° und einen
Weihnachtsbaum. Das passt einfach nicht. Der Pool hingegen hat sehr
wohl gepasst.
in Phnom Penh gibts seit neuester Zeit Sextouristen, da waren wir erst
mal überrascht. Dass diese in unserem Hotel nicht wolkommen sind,
hat uns gleich mal gefreut. Unser Guide hat uns erzählt, dass die
Gesetze gegen Kinderprostitution erst vor kurzem verschärft worden
sind, aber es noch nicht gelungen ist, den Sumpf auszuheben. Hoffen wir
das Beste. In "unserer" Strasse scheint das Leben aber soweit noch in
Ordnung zu sein.
Unsere Besichtigungstour hat mit der jüngeren Vergangenheit
Kamodschas begonnen: Die Schreckensherrschaft der Roten Khmer. Nach 75
Jahren als Kolonie Frankreichs verstärkte sich während
des 2ten Weltkriegs der Widerstand der Kambodschianer. Am 9ten November
1953 wurde die Unabhängigkeit ausgerufen, nachdem der König
das Parlament aufgelöst und das Kriegsrecht in Kraft trat. Diese
wurde international 1954 anerkannt. Zumindest solange, bis 1973 Prinz
Sihanouk mit Hilfe der US Amerikaner gestürtzt wurde. Die hatten
da ja nebenan einen Krieg mit Vietnam am laufen und auch gleich die
Gelegenheit genutzt, Kambodscha mitzubombardieren. 1975, zwei Wochen
bevor Süd Vietnam gefallen ist, kamen die Roten Khmer (was soviel
heisst wie: die roten Kambodschaner) unter Pol Pot an die Macht. Dieser
hat sein Handwerk bei Mao in China gelernt und mit der Zeit verfeinert.
Eines seiner größten Gefängnisse ist das S21 in Phnom
Penh. Dort wurden 21.000 Menschen inhaftiert und gefoltert.
Getötet wurde in dem Gefängnis niemand, das wurde auf dem
Killing Field erledigt.
Noch ist die Geschichtsstunde nicht zu Ende. Wie Mao hat auch Pol Pot
die Intellektuellen auf die Felder zur Zwangsarbeit geschickt, jegliche
Bildung abgeschafft und jeden der gegen das Regime zu klagen drohte
inhaftiert oder ermordet. Insgesamt wurden mehr als 1,7 Millionen
Kambodschaner umgebracht. Wie viele bei der Zwangsarbeit umkamen ist
nicht bestätigt, doch insgesamt sind ca. 3 Millionen Menschen
umgekommen. Bei einer Gesamtbevölkerung von 10 Millionen.
1978 haben Vietnamesische Truppen die Roten Khmer besiegt. Um keine
Zeugen zu hinterlassen wurden die Insassen des Gefängisses
ermordet.
Von den 21.000 Menschen haben 6 überlebt. Davon sind 2 heute
noch am Leben und von Zeit zu Zeit an der Gedenkstätte. Von jedem
einzelnen Insassen wurde zu Dokumentationszwecken ein Foto gemacht.
Diese sind in den Räumen ausgestellt. Man findet auch die der 6
Überlebenden dort.
Die Vereinten Nationen haben sich sehr stark gemacht für ein
Friedensvertrag innerhalb Kambodschas was letztendlich zu Wahlen im
Jahr 1993 und der Krönung Norodom Sihanouk führte. Heutzutage
ist Kambodscha eine konstitutionelle Monarchie, fast wie England, nur
kleiner. Pol Pot konnte fliehen und starb 1998, die Prozesse gegen die
Mitglieder der Roten Khmer wurden lange verschleppt und viele der
Angeklaten wurden zu milden Strafen verurteilt.
Was für ein Urlaubsanfang. Doch ist der Umgang mit der
jüngsten Geschichte recht Hilfreich für die Kambodschaner.
Pol Pot wird nicht verherrlicht und schöngeredet, wie zum Beispiel
Mao. Die Menschen gehen recht offen und kritisch mit der Roten Khmer
Zeit um. Und was am meisten erstaunt: Sie sind ausgeglichen und
fröhlich. Wie ein Volk sowas in der kurzen Zeit wegstecken kann
ist unglaublich.
Nach einer Kurzen Pause sind wir weiter zum Königspalast. Ein komplettes Kontrastprogram.
Gebaut wurde der Königspalast 1877. Richtig, da waren noch die
Franzosen da und haben beim Bau kräftig mitgeholfen, damit der
König da noch ein wenig zum Volk sprechen kann. Wie es sich
für einen Königspalast gehört, ist das Gelände
ordentlich gross, so ca. 175.000 qm. Da passen dann auch einige
Gebäude und Statuen drauf.
Vorbei an einem kleinen Nebeneingang, Lustwandelwegen, seltsamen
Pflanzen und kleineren Gebäuden sind wir als erstes zum Thronsaal
gelaufen. Das kleinere Gebäude auf dem unteren Bild ist
übrigens der Samran Phirun Pavillion, gebaut um die
Musikinstrumente und die Regalien für diverse Prozessionen
unterzubringen.
Am Thronsaal, oder eher Thronpavillion angekommen heisst es erst mal
Schuhe ausziehen und dann Fotoapparat wegstecken. Fotoverbot. Schade
eigentlich, da die Decke des Thronsaals mit verschiedenen Szenen aus
dem alten Kambodscha bemalt ist.
Einer der Throne darf vom König nur zur Krönung "besessen"
werden, für alle anderen Angelegenheiten gibt es einen kleineren
(und womöglich gemütlicheren) Thron. Vom Thronsaal aus sieht
man auch zum Wohngebäude des Königs rüber, aber wir
hatten zu wenig Zeit, um mal bei ihm vorbeizuschauen. Vielleicht
nächstes mal.
Auf dem Gelände (oder muss man da jetzt Park sagen) steht auch ein
kleines Museum mit allerlei altem Zeug. Interessant fanden wir nur die
Gewänder in den verschiedenen Farben. Eine Farbe für jeden
Wochentag. Praktisch, dann merkt man sichs einfacher.
Wir sind lange noch nicht am Ende angekommen. Als nächstes gehts
erst mal weiter in Richtung Silberpagode. Die steht inmitten einem
Park, der mit einer Mauer umschlossen ist, auf der die komplette
Geschichte Buddhas gemalt ist. Was ein wenig verwirrtend ist, da in
jedem Land, das wir bis jetzt in Asien besucht haben, eine andere
Geschichte von Buddha erzählt wird.
Natürlich stehen auch hier massenhaft Wächterstatuen rum.
Unser Guide hat leider nicht genau gewusst, wie viele es sind, aber
hunderte reichen wohl nicht aus. Deshalb gleich nochmal zwei Fotos:
Jetzt aber nichts wie rein in die Silberpagode, die hat ihren Namen von
den 5000 Silberfliessen, mit denen der gesamte Boden bedeckt ist. Jede
von den Fliessen wiegt rund ein Kilo, da ist also einiges Silber aus
den Mienen nicht auf den Markt gekommen. Ausserdem steht noch ein
massiver, 200 Pfund schwerer goldener Buddha drin der mit 9584
Diamanten besetzt ist. Da auch hier keine Kameras erlaubt sind, blenden
wir sozusagen als Pausenmusik einen blühenden Baum ein und
überlassen euch eurer Fanasie wie das Ganze wohl aussehen mag.....
Auf der anderen Seite der Pagode steht ein Model der Tempel Anlage von
Anghor Wath. Die hat nicht nur uns interessiert sondern auch all die
anderen Touristen und Mönche. Beim Bilder schauen haben wir mal
wieder festgestellt, dass wir die ähnlichen Motive aus ganz
anderen Winkeln betrachten. Hier der Vergleich und noch ein "making of".
Ausser Wächtern stehen im Park auch noch jede Menge Stupas rum.
Das sind Türme die die Asche der Verstorbenen enthalten. Also
eigentlich eine Kombination aus Grab und Grabstein. Natürlich kann
sich nicht jeder Kamodschaner eine eigene Stupa leisten. Die
Königsfamilie kann. Hier seht ihr die Stupa von König
Suramarit und Königin Kossomak. Und unsere Führerin, Sophiep.
Sophiep ist gerade mal 19 Jahre alt und hat schon einen Bachelor
Abschluss in Englisch hingelegt. Jetzt will sie nach Australien oder
Amerika um ihren Master zu machen und dann zurück nach Kambodscha
zu kommen. Als Professor für Englisch an der Phnom Penh Uni. Mit
23 Jahren. Wow.
Weiter gehts zum Wat Phnom Tempel. Der ist wichtig, da Phnom Penh
seinen Namen von dem Tempel hat. Der liegt auf einem Hügel
inmitten der Stadt. Der Legende nach wurden hier vier Buddha Statuen
gefunden, die heute dort ausgestellt sind. Für Pilger und
Einwohner ist der Eintritt frei, Touristen dürfen aber nicht
umsonst rauf.
Auf dem Weg nach oben haben wir uns gewundert, ob da wohl Hello Kitty
die Renovierungsarbeiten bezahlt hat oder ob das Rosa wirklich ernst
gemeint ist. Wer weiss. Die Räuchertöpfe sind auf jeden Fall
normal.
Der Tempel selber ist eher klein. Innendrin darf man sogar fotografier,
Stephan war total davon begeistert seine ganzen Linsen nicht umsonst
mitgeschleppt zu haben. Ausser einem grossen Kupferbuddha gibts noch
massenhaft kleinere Buddhen. Die Wand und Deckengemälde zeigen
Szenen aus Buddhas Leben.
Phnom Penh wurde übrigens 1434 Hauptstadt des Königreiches
Khmer, nachdem Angkor von den Thailändern erobert wurde. Vorbei an
seltsamen Wasserspeiern, die kein Wasser speien können und vorbei
an Pilgern haben wir den Abstieg gewagt.
Langsam bricht die Dämmerung herein und wir fahren mit dem Boot
den fast Mekong hinaus, um den Sonnenuntergang zu geniessen. Fast
Mekong deshalb, weil der Tonle Sap Fluss nördlich von Phnom Penh
in den Mekong fliesst. Also ist es nicht mehr der Mekong alleine. Alles
klar? In Kambodscha heisst der Mekong übrigens Tonle Thom, was
grosser Fluss bedeutet.
Das wars schon fast für den Tag. Noch nicht ganz, da wir ja nach
dem ganzen Rumgerenne ordentlich Hunger haben. Sophiep hat uns in ein
schnuckliges Khmer Restaurant mitgenommen und wir haben die
verschiedensten Khmer Leckerein probieren können.
Dass es in Kamobscha
Taranteln gibt, haben wir gewusst. Dass die neben roten Ameisen aber
auch auf der Speisekarte stehen haben wir erst am nächsten Tag
erfahren, aber das
ist wie immer eine andere Geschichte......
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Zweiräder....
....ohne die geht mal gar nichts....
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