Heute ist Sylvester. Das heisst, wir gehen erst ein wenig später
los, damit wir am Abend fit sind für das grosse Galadinner im
Hotel. Is klar, ne. Unser erstes Ziel für heute ist der Banteay
Srei Tempel, gut 30 Kilometer weg von Siem Riep. Das heisst
eine Stunde Fahrt mit dem Auto, dafür wird man aber mit einem
schönen Spaziergang an den Tempel verwöhnt, der an
Reisfeldern und Tümpeln vorbei führt.
Banteay Srei ist einer der kleinsten Tempel rund um Siem Riep, doch
Quantität ist ja bekanntlich nicht alles. Die Steinmetzarbeiten in
Banteay Srei sind sehr detailverliebt und wesentlich sorgfältiger
ausgearbeitet als die groben Steinquader Arbeiten in den anderen
Tempeln.
Ausserdem ist Banteay Srei nicht von einem der Könige gebaut
worden sondern von einem unbekannten Brahmanen, möglicherweise
einem Lehrer von Jayavarman V. Also hatte der doch mal wieder die
Finger im Spiel, wir wussten es doch.
Die wörtliche Übersetzung des Tempel Namens bedeutet
"Zitadelle der Frauen". Hmm, Frauen, aha, haben die in Kambodscha
früher so ausgeschaut wie die Statuen hier? Kaum zu glauben,
und richtig, der Name kommt von der Legende, dass der Tempel von Frauen
gebaut wurde, da die Hand eines Mannes viel zu grobmotorisch ist,
solche feinen Steinschnitzereien zu machen.
Der Bau des Tempels begann 967, wiederentdeckt wurde er in den
frühen 20ger Jahren des letzten Jahrhunderts. Andre Malraux, ein
französischer Staatsbürger wurde 1923 in Phnom Penh
verhaftet, da er einige Skulpturen aus Banteay Srei versucht hatte zu
stehlen. Ihr kennt Herrn Malraux nicht? Eben dieser wurde etwas
später von Charles de Gaulle zum Kultusminister ernannt. Sachen
gibts......
Natürlich waren wir nicht alleine im Tempel. Treu und
zuverlässig wie immer waren unsere Freunde aus Korea mit dabei.
Obwohl es immer nur sehr kurze Besuche in den Tempeln sind (es sind ja
so viele und die Zeit ist so kurz), versuchen die Reiseführer so
viel wie möglich über die kambodschanische Geschichte zu
erzählen. Das ist dann echtes Multitasking: Zuhören,
Fotographieren, erstauntes Gesicht machen und nebenher noch ratschen.
Wow. Da kann es schnell passieren, dass man nicht mitbekommt, dass das
Loch in der Statue nicht vom Zahn der Zeit genagt wurde sondern ein
Überbleibsel aus dem Krieg in Form eines Einschusslochs ist.
Auf dem Weg zurück zum Parkpllatz haben wir eine "süsser Reis
mit Fürchten im Bambusrohr gebacken Verkäuferin" gefunden.
Sie hat sich nicht nur fotografieren lassen sondern hat uns auch gleich
Bambusrohrreis verkauft. Genau das Richtige nach einer kleinen
Tempeltour. Lecker.
Wenn ihr glaubt, das wars schon mit den Tempeln in Kambodscha, dann
liegt ihr falsch. Ganz falsch. Weiter gehts zum nächsten Tempel
mit Namen Pre Rup.
Kaum sind wir angekommen hat unser Guide erzählt, dass Pre Rup
einer der beliebtesten Tempel für Besucher ist, die den
Sonnenuntergang erleben wollen. Schade eigentlich, wir sind ein wenig
zu früh da gewesen.
Pre Rup bedeudet "Wenden des Körpers" und bezieht sich auf die
traditionelle Verbrennung der Leichen. Vermutlich wurde der Tempel
früher als königliches Krematorium verwendet, aber etwas
genaues weiss man nicht. Der Backsteintempel war früher mit Stuck
verziert von dem man noch Reste finden kann. Wenn man lange genug
sucht. Wir haben keine Stuckreste gefunden. Dafür haben wir aber
mal wieder festgestellt, wie steil die Tempeltreppen hier sind.
Nach all den anstrengenden Klettertouren haben wir uns erst mal ein
Mittagessen verdient. In einer kleinen Dschungelbar mit traditionellem
Essen.
Satt und erhohlt gehts weiter zum letzten Tempel für heute: Ta
Prohm. Dieser wurde bekannt durch den Film Tomb Raider aus dem Jahre
2001. Ta Prohm ist noch fast im Originalzustand, wie die Forscher
Anfang des 20ten Jahrhunderts auf ihn stiessen.
Originalzustand heisst, dass der Tempel halb verschluckt vom Dschungel
da steht. Die Bäume haben sich über die Jahrhunderte langsam
aber sicher den Urwald zurückgeholt.
Einer Inschrift zufolge waren früher ca. 80.000 Menschen im Tempel
beschäftigt, davon 2700 Beamte und 615 Tänzerinnen. Der
Putztrupp heutzutage ist etwas kleiner.
Wie wir es uns schon agngwöhnt haben, sind wir erst mal aussen rum
gelaufen um einen Eindruck zu bekommen, bevor wir ins Innere rein sind.
Ta Prohm gilt als Tempel der Türme und engen Korridoren. Stimmt.
Schon der Blick durch und über die Mauern zeigt, mit welcher
Gewalt die Natur ihr Revier zurück holt. Einige der Steinquader
sind mehrere Tonnen schwer und es sieht trotzdem aus, also ob ein Riese
damit Lego gespielt hat.
Ta Prohm wurde 1186 gebaut als Rajavihara (Kloster des Königs) und
der Mutter von Jayavarman VII geweiht. Die Stimmung um den Tempel geht
einem unter die Haut. Die Bäume lassen durch ihre Blätter
Lichtpunkte auf die Mauern scheinen, stellenweise ist es richtig
dunkel, dann kommen wieder Plätze ohne Schatten im grellen
Sonnenlicht.
Im Tempelinneren sind wir durch ein Relief überrascht worden.
Woher haben die Kambodschianer vor ca. 1000 Jahren gewusst, wie die
Dinosaurier ausgesehen haben. Wir sind keine Dino Experten, aber das
Viech kommt so in der Natur schon seit langem nicht mehr vor, oder?
Ausserdem nehmen die Wurzeln der Bäume manchmal recht seltsame
Formen an.
Natürlich darf das Photo mit dem berühmten Angelina Jolie
Baum nicht fehlen, hat sie doch an dieser Stelle einen Jasminzweig
gepflückt, bevor sie in den Untergrund eingebrochen ist. Das
Gesicht über das die Wurzeln eines Baumes gewachsen sind ist auch
ein absolutes Muss beim Besuch hier.
Am Ende der Tour ist das unfassbare passiert: Stephans Nikon hat einen
Bedienknopf verloren. Unglaublich. Nach einigem Suchen haben wir ihn
gefunden und sind gleich los nach Siem Riep um die Kamera reparieren zu
lassen. Nichts ist unmöglich in Kambodscha, auch wenn es keinen
autorisierten Nikon Händler gibt findet man einen Kamera Reparier
Schuppen, der es mit Sekundenkleber fertig gebracht hat, den Knopf
wieder hinzufroschen. Doch nicht genug, im Nachbargeschäft haben
wir noch eine Schrumpffolie drüber ziehen lassen. Stephan war
etwas nervös, als der Mann mit dem Bunsenbrenner auf die Kamera
losgegangen ist, aber es hat alles geklappt.
Zurück im Hotel gabs dann das Galadinner zu Sylvester. Nein, wir
haben keine Kamera mitgenommen. Aber es war lustig, wir haben 3
Deutsche Paare kennengelernt, ein fast westliches Buffet bekommen und
um 22 Uhr war der Abend vorbei. Wie, Zehn Uhr, Licht aus, das geht ja
gar nicht. Wir konnten dann in der Hotelbar die Angestellen noch davon
überzeugen, nicht schon um 23 Uhr zu schliessen sondern wirklich
bis nach Mitternacht geöffnet zu lassen, damit wir wenigstens noch
mit einem Sekt (oder war es Schampus) anstossen konnten. Neujahr haben
wir uns freigenommen und sind ganz entspannt am Pool geblieben, aber
das ist wie immer eine andere Geschichte............
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Ta Prohm....
....der Tomb Raider Tempel. Man sieht vor lauter Wald den Tempel nicht....
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