Wir
sind da. Am anderen Ende der Welt und das im unteren südlichen
Zipfel. Kaum fünf Stunden Flug nach Singapur, sechs Stunden
Aufenthalt und weitere zehneinhalb Stunden später sind
wir in Christchurch angekommen. Neuseeland. Wow. Erst mal
eine Sim Karte kaufen, den Camper abholen und nochmal nachdenken,
rechts, links, wie war das nochmal?
Linksverkehr, also wie Rechtsverkehr blos auf der anderen Seite. Kein
Problem, wir kriegen
das hin. Erst mal ab auf den Campingplatz in Christchurch, nicht
weit weg vom Flughafen und dann alles einkaufen, was wir denken zu
brauchen. Mitbringen geht ja nicht, alles was entfernt mit irgendwas
biologischem zu tun hat muss aus Neuseeland draussen bleiben. Das geht
soweit, dass die einem die Wanderschuhe am Flughafen putzen. Zum
Glück gibts die wichtigsten Kochdingens im Camper.
Alles verstaut, fast nix vergessen, super, dann kanns nach dem
Ausschlafen losgehen nach Christchurch rein. Wir nehmen den Bus, da wir
keine Ahnung haben, wie das mit den Wohnmobilen in der Stadt so
funktioniert. Im Februar 2011, sechs Monate nach dem ersten Beben bei
dem Christchurch schon arg zerstört wurde, ereignete sich ein
zweites Beben bei dem 185 Menschen ums leben kamen. Grosse Teile von
Christchurch sind noch nicht wieder aufgebaut, provisorische
Bauten funktionieren aber recht gut.
Zum Beispiel das Container Einkaufszentrum. Aufgebaut nach dem Erdbeben
ist es heute eines der Touristenziele. Bei der Bevölkerung gehen
die Meinungen auseinander. Sollen die alten Gebäude möglichst
schnell abgerissen werden um neuen Platz zu machen oder ist es besser,
die alten Gebäude zu renovieren?
Da wissen wir keine wirkliche Antwort drauf. Was wir wissen ist, dass
es ein komisches Gefühl ist wenn während der Osterzeit die
Vorbereitungen für den Winter beginnen. Hmmm, Sommer an
Weihnachten und Winter im Sommer? Alles ein wenig komisch hier. Egal,
es gibt Ostereier an jeder Ecke, das passt auf jeden Fall schon mal.
Die Kathedrale in der Innenstadt ist seit dem Erdbeben gesperrt. Der
Turm und ein Teil der Kirche sind eingestürtzt. Der anglikanische
Bischof möchte die Kirche abreissen und neu bauen lassen, der
Grossteil der Chirstchurcher wollen die Kathedrale renovieren lassen.
Hmmmm, was geschehen wird ist noch nicht klar. Mal schauen, wie lange
die Entscheidung auf sich warten lässt.
Die alte Tram fährt noch durch die Altstadt. Zumindest einen Teil
davon, was früher eine Rundfahrt war ist jetzt eine Vor- und
Zurückfahrt. Aber sehr nett gemacht, der Schaffner und
Zugführer erzählt von der Geschichte und nimmt sich alle Zeit
der Welt um Fragen zu beantworten. Sich alle Zeit der Welt zu nehmen
scheint eine Eigenschaft in Neuseeland zu sein. Stress gibts hier
nicht. Jeder wartet geduldig auf was auch immer und alle Menschen sind
super nett und freundlich. Das ist ein wenig diametral zu China (oder
auch Deutschland?).
Apropos China, Neuseeland gilt als eines der Traumziele in China. Warum
das so ist, wissen wir nicht. Wir vermuten aber, dass es daran liegt,
dass der chinesische Führerschein hier anerkannt ist. Ein
Wohnmobil zu mieten und die Inseln zu erobern scheint ein Erlebnis
nicht nur für uns Deutsche zu sein. Und die Erinnerungsfotos
natürlich auch.
Neben den Ruinen gibt es aber auch richtig schöne Ecken am Fluss.
Dort kann man auf kleinen Flussbooten eine Rundfahrt machen,
ähnlich wie in Venedig, nur dass die Ruderer nicht so laut singen.
Soweit alles super, nur das Wetter lässt zu wünschen
übrig. Regen, kalt, windig. Egal, wir fahren weiter die
Ostküste runter nach Timaru. Bevor wir aber losfahren halten wir
noch mal eben beim Wohnmobilvermieter an, um eine zweite Decke und den
versprochenen zweiten Satz Handtücher abzuholen. Und weils auf dem
Weg liegt, halten wir gleich noch am Willowbank Wild Life Reserve.
Vögel und Natur gucken. Wer weiss ob's sowas in Neuseeland in echt
gibt und ob wir die Gelegenheit kriegen während unseres Urlaub
sowas wirklich zu sehen.
Unerschrocken und gut ausgerüstet machen wir uns auf den Weg, die
wilde Natur zu erleben. Stephan war die ganze Zeit am motzen, dass er
endlich einen Kakapo sehen möchte. Hmmmm, das ist eine lange
Geschichte, aber wir kommen sicher noch drauf. Wer nicht warten
möchte kann mal nach Douglas Adams und Kakapo googeln.
Der Park ist super schön angelegt, für alle Tiere gibts eine
ausführliche Beschreibung und die meisten sind in Freilaufgehegen,
durch die man durchläuft. Allerdings muss man immer aufpassen,
dass man keines der Viecher mit rauslässt. Nur einen Kakapo gibts
nicht.
Bei der zweit-besiedelung Neuseelands (die Maori waren schon im 13ten
Jahrhunder da, die Engländer sind erst im 16ten Jahrhundert hier
aufgekreutzt) waren alle der festen Überzeugung, der Fischotter
war schon da. Allerdings ist das eher unwahrscheinlich, da Neuseeland
vor dem Menschen nur von Vögeln besiedelt wurde. Die
Flugeigenschaften von Ottern sind nun nicht wirklich gross. Und wo die
Ringelblumen herkommen weiss auch keiner.
Das Lama und Alpaca sind zwischenzeitlich fast heimisch geworden. Neben
den Schafen und neuerdings immer mehr Kühen sind sie sehr beliebte
Wollproduzenten. Und natürlich die Ziegen für den Käse.
So, jetzt haben wir auch das Picknick Gelände gefunden, aber die
versprochenen Kiwis noch nicht. Und wir reden von den Vögeln,
nicht den Früchten. Dafür sehen wir mehr und mehr andere
Vögel, die Richtung stimmt also schon mal.
Zwischendrin hat sich ein Tuatara versteckt. Was wie eine normale
Eidechse oder so aussieht ist in Wahrheit der nächste Verwandte
der Dinosaurier. Das sieht man dem Kerlchen so auch nicht an.
Und endlich ists soweit. Lange angekündigt und ganz am Ende der
Tour durch den Park kommt er: Der Kiwi. Tataaaa. Super vorbereitet wie
wir waren wussten wir natürlich nicht, dass der Kiwi ein
nachtaktives Geschöpf ist. Tagsüber wird geschlafen und sonst
mal gar nichts. Der Park hat eine "Kiwihöhle" gebaut, da ists
schön dunkel und die Kiwis denken es ist Nacht. Dummerweise macht
die Dunkelheit das Fotografieren ein wenig schwierig. Nach langem
suchen in der Dunkelheit haben wir einen Kiwi gefunden. Wahrscheinlich
ist das der Renomier-Kiwi von ganz Neuseeland.
Nachdem auch auf Nachfrage kein Kakapo zu sehen war, sind wir weiter
nach Timaru gefahren. Natürlich hats geregnet aber am
Campingplpatz angekommen gabs einen wunderschönen Regenbogen. Der
har uns doch gleich wieder versöhnt mit der Insel.
Wie das mit dem Regen hier weitergeht, warum es wirklich schwer ist
einen Kakapo zu sehen und was wir sonst noch so vor haben erzählen
wir gerne, aber wie ihr wisst, ist das
wieder eine
komplett andere Geschichte......