Timaru, Regen und Regenbogen. Ein klein wenig kommen wir uns wie
in Irland vor. Grüne Wiesen überall, ein paar Schafe, das
obligatorische Rugby Feld und alles schön klein und
überschaubar.
Wir hätten uns dort ein Haus kaufen können. Gleich neben dem
Leuchtturm war ein altes Haus zum Verkauf ausgeschrieben. Da
hatten wir noch nicht gewusst, wieviele Häuser in Neusseland zum
Verkauf und damit zur Auswahl stehen. Zum Glück hat uns das
Regenwetter davon abgehalten, wer weiss ob wir nicht einfach da
geblieben wären.
Im Städtchen drinnen sieht man fast überall die Statue von
einem alten Mann. Der heisst Richard Pearse und hat am 31ten März
1903, also neun Monate vor den Brüdern Wright aus Amiland den
ersten motorgetriebenen Flug der Welt geschafft. Das weiss ja wohl
jeder, oder? Leider gibt es keine echten Beweise dafür und
ausserdem gab es eine Bruchlandung. Aber das erklärt mal besser
jemand anders den Timaruanern.
Ansonsten besteht Timaru Hauptsächlich aus dem Bahnhof, einer
Einkaufsstrasse und ein paar Cafes. Und einer Kirche, die gerade zum
Wohnhaus/Ladengeschäft umgebaut wird. Ach ja, und natürlich
auch ein Reisebüro, das ganz locker Reisen nach Myanmar anbietet -
etwas das in China nirgends zu finden ist.
Der krönende Abschluss war dann noch das China-Restuarant.
Wirklich? Nein, da gehen wir dann doch lieber zurück auf den
Campingplatz und kochen uns ein lecker Abendessen. Die Küchen,
Klos und Duschen sind übrigens viel besser als wir erwartet haben.
Alles funktioniert, alles ist sauber und man bekommt immer und
jederzeit einen Grill zur Verfügung wenn man es will. Das nennen
wir mal Service.
Nun haben wir aber genug vom Regen gesehen. In Neuseeland ist die
Westküste bekannt für den vielen Regen. Und ja, da ist auch
der Regenwald. Wir allerdings sind im Moment an der Ostküste. Also
da, wo's normal nicht so viel regnet. Aber wir lassen uns nicht
unterkriegen, wir fahren einfach weiter die Ostküste runter und
halten an, wo's uns gefällt. Zum Beispiel hier:
Die Bäume (und auch ziemlich viel vom anderen Grünzeug) sind
noch Überreste aus der Dinosaurier Zeit. Also schon ziemlich alt
und nicht weiter-evoliert. Warum auch, war ja niemand da. Wir nennen
deshalb die ganzen Bäume hier nicht bei ihrem Namen, den wir meist
eh nicht wissen, sondern einfach: Dino-Futter. Und manchmal könnte
man meinen, man ist wirklich noch im Land der Dinosaurier.
Da wir nach möglichkeit unser Chemieklo nicht benutzen, kommen wir
öfter mal in kleinen Dörfern vorbei. Hier waren wir in
Katiki, einer wunderschönen Bucht mit typischer
Ostküstenlandschaft. Da haben wir sogar ein paar mal angehalten.
Unser Riesenwohnmobil, oder eben Campa wie man hier sagt, findet
überall ein Plätzchen.
Dummerweise sind die ersten Herbststürme am kommen, da heisst es
schnell noch die letzte Ernte einfahren und sich schon mal auf den
harten Winter vorbereiten. An Ostern. Komischerweise waren keine Surfer
draussen, wahrscheinlich war einfach noch nicht genug Wind.
In Dunedin hats uns dann erwischt. Ein ausgewachsener Herbststurm. Wie
wir erst später erfahren haben, hat die Hauptwucht des Sturms die
Westküste erwischt. Da sind mehrere Camper umgeblasen worden und
teilweise war mehr als drei Tage der Strom weg. Da ist doch so ein
bisschen Regen quer gar nicht mehr so schlimm.
Tortz allen Widrigkeiten sind wir mal nach Dunedin reingefahren.
Karfreitag, alles geschlossen, es regnet wie aus Kübeln und wir
sind fast alleine. Super, da können wir uns den wohl
schönsten Bahnhof der Welt alleine anschauen. Laut
Reiseführer ist das der meistfotografierte Bahnhof. Dunedin ist
übrigens das gälische Wort für Edinburgh. Da kamen die
meisten der Siedler her. Drei Wochen konnten sie wegen
Herbststürmen nicht vom Schiff und haben wohl gefunden, da ist es
wie zuhause in Schottland, hier bleiben wir.
Und etwas hügelig ist es auch. Die wohl steilste Strasse auf der
Insel ist hier. So steil, dass man sie nicht asphaltieren kann. Egal,
Betonplatten tuns auch. Der schottische Einfluss ist so gross, dass es
sogar eine Whisky Destillerie gibt. Natürlich geschlossen
(Karfreitag), ausserdem gibts eine super Schokoladen Fabrik (ebenfalls
geschlossen) und die Speights Brauerei, die das beste
Neuseeländische Bier braut. Auch geschlossen :-) Trotzem ist
Dunedin eine wirklich nette Stadt. Wir würden ihr gerne nochmal
eine Chance bei gutem Wetter geben.
Am nächsten Morgen schaffen wir es in einer Regenpause, den Camper
fürs Weiterfahren herzurichten. Typisch schottisch ist die pinke
Bank und Hortensien am Stromanschluss. Das würden viele als zu
mädchenhaft abtun, aber echte Männer können auch
Röcke tragen.
Unser heutiges Schlechtwetterprogramm führt uns zum einzigen
Schloss von Neuseeland. Eine Empfehlung von verschienen Freunden
(aus Amerika). Hmmm, nur ein Schloss auf den ganzen Inseln? Das schauen
wir uns an. Haben wir eigentlich schon vom Regen berichtet? Der wird ab
und zu auch vom Nebel begleitet.
Der Weg zum Schloss führt durch einen Märchenwald, der im
Nebel richtig gruselig ist. Rund um das Schloss sind etliche
Gärten angelegt, die wir wegen des Nebels erst gar nicht besucht
haben. War schon schwer genug gewesen das Schloss zu finden.
Das "Schloss" ist ziemlich überschaubar, eigentlich ist es mehr
ein Landsitz. Die Geschichten um den Erbauer, William Larnach, sind
dafür umso interessanter. Als Kaufmann reich geworden, sind seine
ersten beiden Frauen - die Halbschwestern waren - recht früh
gestorben, genau wie seine Lieblingstochter. Beim Bankencrash 1895
verliert er dann sein Vermögen und seine dritte Frau ist wohl mehr
an seinem Schiegersohn als an ihm interessiert. Drei Jahre später
erschiesst er sich dann im Parlament in Wellington. Das wäre mal
eine Story für die Bildzeitung geworden, oder?
Auf Bildern haben wir die einzigartige Aussicht von "Schloss" Larnach
gesehen. Eine kleine Ahnung davon haben wir auf dem
Rückweg bekommen als die Wolken aufgerissen und der Nebel
sich gelichtet hat. Das sieht dann so aus:
Ja, ihr habt richtig gelesen, die Wolken haben aufgerissen und wir sind
weiter in den Süden nach Invercargill gefahren. Abends angekommen
war das Wetter richtig gut. Kein Regen, nur noch Wolken. Das haben wir
gleich ausgenutzt um Wäsche zu waschen und unsere Sachen zu
trocknen. Und siehe da, am nächsten (Ostersonntag-) morgen konnten
wir in der Sonne frühstücken. Na also, geht doch.
Das Wetter muss gleich ausgenutzt werden, wir sind runter nach Bluff
gefahren, der südlichste Zipfel von Neuseeland. Danach kommen nur
noch ein paar Inseln und der Südpol. Ok, der ist immer noch 4800
Kilometer weg. Egal, erst mal Sonne geniessen.
Da gerade Ebbe war, konnten wir sogar ein Stück ins Tasmanische
Meer reinlaufen. Da gibts sehr seltsames Zeug am Felsstrand. Sieht aber
besser aus als es riecht.
Das eine oder andere Ferienhaus steht auch an der Küste. Und
wieder haben wir eines gefunden ganz in der Nähe von einem
Leuchtturm. Zum Glück haben wir das Haus in Timaru nicht gleich
gekauft, das hier würde uns fast besser gefallen.
Und jetzt sind wir wirklich am Südzipfel. Das ist schon ein
eigenartiges Gefühl. Wenn man nach rechts losschwimmt kommt man in
Argentinien raus, wenn man nach links schwimmt, kommt man in Chile
raus. Und dazwischen ist nichts. Rien. Nulla. Nikise. Nur Wasser. Das
kann eigentlich nicht mehr besser werden, haben wir gedacht. Dann hat
Stephan die Kakapo Strasse gefunden. Es ist so einfach glücklich
zu sein.
So, die Regenzeit ist vorüber, jetzt geht der Urlaub richtig los.
Wie es mit Regina, Stephan und dem Kakapo weitergeht, das ist
wieder eine
komplett andere Geschichte......