Von Kashgar nach Tashkorgan

Mittwoch morgen, kurz nach 4 Uhr sind wir aufgestanden um gemütlich auf den Flughafen zu fahren. Urlaub. Endlich, wir haben schon fast nicht mehr daran geglaubt. Als wir aber gegen 7 Uhr ohne Probleme eingecheckt und in der Lounge den ersten Kaffee getrunken haben, ist uns klar geworden, wir sind unterwegs. Wohin eigentlich? Irgendwo in den Nord-Westen Chinas, an die Grenzen von Tadschikistan, Kirgisistan, Afghanistan (eigentlich dem Hindukusch) und Pakistan. Cool, oder? Dann mal nichts wie los.

in der Lounge    der neue Terminal in Shanghai

Kaum fünfeinhalb Flugstunden später sind wir in Ürümqi gelandet. Ja, das ist immer noch China, die Provinz heisst Xinjiang. Und das war erst ein Zwischenstop, hier sind wir umgestiegen in den nächsten Flieger nach Kashgar. Warum wir unser Gepäck von Hand zum nächsten Terminal schleppen (ok, schieben) mussten ist auch so ein Ding. In Xinjiang gelten eben irgendwelche anderen Regeln.

Babylon ist ein Dreck gegen Ürümqi    auch eine Art Eselkarren

In Kashgar haben uns unser Guide mitsamt Fahrer am Flughafen eingesammelt und wir sind direkt zum Essen gefahren, es war ja immerhin schon 20:00 Uhr am Abend. Apropos Essen, haben wir schon erwähnt, dass alle Minoritäten Völker in Xinjiang Muslime sind? Nein, dann wird es aber Zeit. Die bevölkerungsstärkste Minorität sind die Uyguren, die eng verwand mit den Türken sind. Die Sprache ist sehr ähnlich und die meisten Uyguren würden in der Türkei nicht auffallen. Ansonsten gibts noch jede Menge andere Völker, dazu aber erst später. Zurück zum Essen: wer kein Lamm, Schaf oder Hammel mag, der ist hier mit Sicherheit ganz falsch. Ein sehr typisches Gericht ist der Pilaw, Reis mit Gemüse und Hammelfleisch.

beim Essen    lecker Pilaw

Nach dem Essen gings dann ins Hotel und da wir noch nicht müde waren, sind wir auf eigene Faust noch ein wenig die Gegend erkunden gegangen. Ja, hier siehts wirklich anders aus als im Rest-China. Bis auf die ein Statue, die man wirklich überall findet.

Abends im Park    Wassermelonenverkäufer
Wasserspiele    Er nu wieder

In Kashgar lebt man nach 2 verschiedenen Zeiten. Zum einen gibt es die Peking Zeit. Unabhängig von der Größe Chinas und den eigentlichen Zeitzonen hat Peking beschlossen, es gibt in ganz China nur eine Zeitzone. Prima. Kashgar ist aber eigentlich 2 Stunden hinter der Pekingzeit her. Und so wird hier auch gelebt. Wenn also Zeitangaben gemacht werden muss man immer nachfragen, um welche Zeit es sich eigentlich handelt. Wir haben unsere Tour am nächsten Tag auf jeden Fall um 10:00 Uhr Pekingzeit, also 8 Uhr Kashgar Zeit gestartet.

ab in die Wüste    Highway to Tashkorgan

Wohin wir gestartet sind war uns zu diesem Zeitpunkt noch nicht ganz klar. Wir wussten, dass wir in ein Dorf namens Tashkorgan fahren und unterwegs an einem See anhalten. Soweit sogut. Aber vor der langen Fahrt erst aber Verpflegung kaufen am Strassenrand.

Minimarkt am Strassenrand    Lecker Brot
Öffentliches Waschbecken    Marktalltag

So, mit genügend Brot und frischem Obst im Gepäck sind wir weitergefahren. Insgesamt ist die Strecke 320km weit, nach Deutscher Rechnung also um die 4 Stunden. Naja, in der Bergregion hier muss man etwas anders rechen. Tudajim, unser Guide, war total überrascht, dass wir noch nie Maulbeeren probiert haben. Also die wirklichen Beeren, nicht die Blätter, die sind ja für die Seidenraupen. Nichts wie anhalten am nächsten Baum und es kann losgehen.

Todajom beim Maulbeeren ernten    Akba beim Maulbeeren ernten

Weiter gings durch die karge Landschaft in Richtung Berge.

den Bergen entgegen    immer noch in Richtung Berge

Das tolle an einer privaten Tour ist, dass man jederzeit anhalten kann um ein paar Fotos zu machen. Zum Beispiel von einem kasachischen Haus.

kasachisches Haus    Kasachin

Langsam sind wir dann in die Berge gekommen. Und zwar rote Berge. Und wenn wir rot sagen, dann meinen wir auch rot.

rote Berge kurz vor dem Pamir Gebirge    alles rot

Und in mitten der roten Berge wohnen auch noch Menschen. Es gibt sogar einen Souvenirshop. Und wir dachten schon, wir sind am Ende der Welt angekommen.

Schulweg    Souvenirshop im Nirgendwo

Wo ist nun endlich der See. Wie hiess der nochmal? Karakol See, aha und wir sind übrigens auf dem Karakoram Highway unterwegs, der direkten Strasse von Ürümqi nach Islamabad. Irgendwie haben wir uns schlecht auf die Reise vorbereitet, sonst wüssten wir, dass die Strasse öfters mal für etliche Tage gesperrt werden muss wegen Steinschlag und Erdrutsch. Wir hatte Glück und mussten nur eine halbe Stunde warten, bis ein kleiner Erdrutsch von der Strasse geräumt war. Wenn ihr das rechte Bilde genau anschaut, dann seht ihr den Strassenverlauf. Kein Wunder, wenn da ab und zu mal Steine runterfallen.

Steinbruch    Landschaft

Langsam sind wir immer höher gekommen, die Landschaft wurde immer karger, die Luft immer dünner, der Wind immer stärker und die Temperatur immer kälter.

Steinverkäufer    Hochebene
Kirgisenhütte    Sanddünenberg

Ach ja, die Strasse wurde auch immer sportlicher. Wie gesagt, es ist die einzige Strasse von China nach Pakistan...

Strassenverhältnisse    Im Gebirge

Schliesslich haben wir den Karakol See erreicht. Das Wetter war eher sub-optimal und die Sicht war eingeschränkt. Die Berge um den See herum sind so um die 7.500m hoch und der See selber liegt auf 3.600m Höhe. Aha, das erklärt einiges. Wer sehen möchte, wie es eigentlich ausschauen könnte, wenn das Wetter gut ist, einfach mal bei Wikipedia vorbeischauen. Das gesamte Gebiet war früher mal kirgisisch und auch heute noch leben Kirgisen in den typischen Rundhäusern und Steinbauten am See.

Krigisische Rundhäiser    krigisisches Steinhaus
Karakul See - der schwarze See    hier sieht man (fast) einen Schneeberg

Der See ist wirklich wunderschön gelegen, richtig idyllisch. Leider haben zwischenzeitlich auch die Chinesen den See entdeckt. Es gibt ein Restaurant mit chinesischer Karte, keine kirgisische Ziege oder uygurisches Schaf oder sowas, nein. Es gibt Chinesen gerechte Übernachtungsmöglichkeiten und bald wird es hier aus sein mit der Ruhe. Eigentlich schade. Bis jetzt findet man nur vereinzelt Kamele und Chinesen, manchmal in Kombination. Also, wer den See in Ruhe besuchen will, beeilt euch....

ein Kamel    no comment

Für die Zukunft ist auch schon eine neue Toilette gebaut worden. Leider wird die erst nächstes Jahr geöffnet, wahrscheinlich mit einer grossen Zeremonie, Feuerwerk, Drachentänzern und was weiss ich noch alles. Bis dahin muss der alte Freiluft-Donnerbalken eben ausreichen.

Chinesen Restaurant    neue Toilette
alter Donnerbalken    ....und sie schrien nach Klopapier....

Die Kirgisen hier sind sehr Geschäftstüchtig. Das Kamelreiten ist nicht umsonst, man kann gerne eine echte kirgisische Hütte besichtigen im nächsten Dorf, man wird mit dem Motorrad ins Dorf gefahren gegen ein kleines Entgeld und so weiter. Aber es sind echte Charakter, die Kirgisen, das muss man ihnen lassen.

Kirgise mit Hut    Krigisen Taxi
Toursiten Jurten    Feuerlöschausrüstung

Jetzt kanns also langsam reingehen in die Berge, wir wären soweit. Und nicht nur wir, auch etliche Kamele, Esel, Schafe und sonstiges Getier läuft munter durch die Täler. Wir haben uns schon gewundert, hier soviele wilde Tiere zu sehen, aber es ist wohl eher so, dass die Tiere gar nirgends hinkönnen, also braucht man auch nur sehr wenige Zäune. Wilde Kamele gibts keine mehr in dieser Gegende.

Kamele im Gebirge    und wieder ein Kamel

Etwa 15 Kilometer von der Tadschikischen Grenze entfernt sind wir von der Polizie angehalten worden. Zu schnell gefahren. Mindestens 95 Km/h wo doch nur 60 Km/h erlaubt ist. Das gab einiges an Diskussion und nachdem die Polizei von Tudajim auf seine Deutschen Touristen hingewiesen wurde, war es auch kein Problem mehr. Ein kleines Missverständnis, sonst nichts.

Poliziekontrolle    Blick nach Tadschikistan

Kaum waren wir über die Passhöhe von etwas über 4.000m gekommen, hat sich ein schönes Unwetter angekündigt. Zum Glück nur angekündigt, unser Weg führte zum Glück weg davon.

Weltuntergangstimmung    Weltuntergangstimmung

Nach kaum 320km im Auto und 10 Stunden später sind wir in Tashkorgan angekommen. Von hier aus sind ist es nur noch eine Autostunde bis nach Afghanisten oder 2 Autostunden bis Pakistan. Aber deshalb sind wir gar nicht hier. Wir wollen die Hochtäler sehen mit den grünen Wiesen, den Kühen, Schafen, Yaks und natürlich die Menschen hier.

Hochtal mit Bergen drum rum    Viechs im Hochtal

Tudajim, unser Guide und Akba, unser Fahrer waren auch richtig froh, die lange Fahrt ohne Zwischenfälle hinter sich zu haben. Wie ihr seht sind es eben auch nur grosse Jungs....

Todajim im Grass    Akba hat Spass

Leider hat sich das Wetter von Minute zu Minute verschlechtert so dass wir keinen längeren Spaziergang machen konnten. Also schnell los und die Kameras gezückt bevor der Regen kommt.

Hochgebirgsviehhaltung    Stephan auf Motivjagd
Auf wilden Pfaden    I'm singing in the rain, Aishe....

So, der Tag hat sich schon mal gelohnt. Wir haben doch einiges gesehen und erlebt, was bleibt ist noch nach Tashkorgan reinzufahren und etwas zu Essen finden. Tashkorgan ist, wie ihr sehen könnt, etwas landwirtschaftlich angehaucht. Dafür gibts super lecker Nudeln beim Tadschiken um die Ecke....

Tashkorgans Hauptstrasse    Verkehr auf der Hauptstrasse
...vor dem essen, Hände waschen nicht vergessen    Restaurantdecke

Geschafft, müde und satt sind wir ins Hotel zurück und haben uns auf einen ruhigen Abend eingestellt, wenn da nicht Tudajim und Akba auf einmal vor der Tür gestanden hätten.

Happy Birthday    Geburtstagsgina
Geburtstagskrone    Geburtstagskuchen

Wie die beiden den Geburtstag von Regina heruasgefunden haben und warum sie bis zum Abend gewartet haben ist aber wieder eine andere Geschichte......

halb öffentliche Verkehrsmittel

Verkehrsmittel...
 
....in Xinjiang sind eine Bildersammlung wert.
Hier mal ein kleiner Vorgeschmack.
....

mein Esel und ich

Taxi