Frisch ausgeschlafen kanns weitergehen. Noch eine Ruinenstadt, diesmal
heisst sie Kocho, ausser man ist Chinese, dann nennt man sie Gaochang.
Ziemlich ähnlich der anderen, ausser dass einige Kids ganz
interessiert Touristen schauen.
Die Geschichte der Stadt ist leider schlecht dokumentiert, dafür
mündlich überliefert und von den Chinesen aufgeschrieben.
Gegründet wurde Kocho ca. im 1Jahrhundert vor Christi. Von wem ist
nicht ganz klar. Immer wieder wohnten Han-Chinesen dort, dann wieder
Liang, ab und an mal die Rouran, selbst die Gauche wollen wir nicht
vergessen. Uns hat irgendwann der Kopf geraucht vor verschiedenen Namen
und Daten.
Immerhin mussten wir das riesige Gelände nicht zu Fuss begehen.
Hier nimmt man sich den üblichen Eselkarren und schon gehts los.
Stephan wollte sich so einen für die tägliche Fahrt ins
Büro nach Suzhou mit nehmen, so begeistert war er. Und
umweltfreundlich wäre es auch noch.
Und dann mal wieder jede Menge Ruinen. Von Tempel, Wohnhäusern,
Schulen, Rathaus, Klo, was eben alles zu so einer Stadt mit 20.000
Einwohnern dazu gehört.
Den Haupttempel kann man fast nicht verfehlen, er ist gut
ausgeschildert. Und auch entsprechend gross. Ausserdem ist es das
höchste Gebäude auf dem Gelände. Der Eselkarren
kommt leider nicht bis vor den Eingang, da muss man ein wenig Laufen,
was bei
48°C und kein bisschen Schatten ganz schön schweisstreibend
ist.
Zurück auf den Eselkarren ist da genau das Richtige. Und nach 2
Stunden ist es auch genug für uns, nicht dass wir einen kompletten
Kulturschock bekommen, schliesslich ist das ja erst der Anfang heute.
Beim Weg zurück sind wir wieder bestaunt worden. Wenn wir das
nächste mal hier Urlaub machen sollten, dann verlangen wir auch
mal Eintritt, damit die Leute uns anschauen können ;-)
Vor der Weiterfahrt haben wir schnell noch unsere Wasservorräte
aufgefüllt. Die Verkäufer haben die Wasserflaschen
tiefgefroren was ganz sinnvoll ist, da man dann immerhin 15 Minuten das
Gefühl bekommt, etwas Kühles zu haben. Weiter gings in die
Flammenden Berge. Die sind so 100km lang und werden bis zu 500 Meter
hoch. Dazu gibts natürlich auch ein paar Geschichten.
Laut einer Uyguren Legende lebte in den Bergen ein Drache, der kleine
Kinder fraß. So geht das ja gar nicht, also ist ein uygurischer
Held hingegangen und hat den Drachen besiegt und anschliessend in acht
Stücke geschnitten. Daraus sind die Täler entstanden. Aus dem
ganzen Blut
- und das muss eine ganze Menge gewesen sein - gingen die Berge hervor.
Im Prinzip also nichts anderes als Drachenblutwurst.
Die chinesische Legende geht ein wenig anders: Der Pilgermönch
Xuanzang kommt auf seinem Weg nach Indien an die Berge, die wirklich
brennen, so richtig in Flammen stehen. Tja, das wäre eine kurze
Reise geworden, wäre nicht
zufällig sein Kumpel Sun Wukong, der Affenkönig mit dabei
gewesen. Der hat sich den Zauberfächer von der
Eisenfächerprinzessin "organisiert" und damit die Flammen
eingefroren und schon konnte es weitergehen. Die Reise nach Westen, aus
der dieses Märchen/Geschichte stammt, ist hier in China so bekannt
wie bei uns Grimms Märchen.
Und wir sind immer noch in der Wüste. Hier in den Tälern der
Flammenden Berge ist der heisseste Punkt Chinas. Bis zu 60°C im
Sommer, der Boden heizt sich locker auf mehr als 80°C auf. Das ist
schon ein bisschen mehr als kuschelig warm.
Jetzt wirds wieder Kultig, also kultur-lastig: Bezeklik. Das klingt im
lokalen uyguren Dialekt ähnlich wie Niesen. Aber nicht wegen dem
Namen sind wir hier sondern wegen der buddhistischen
Höhlenmalereien aus dem 5 ten - 9ten Jahrhundert. Keine Sorge
wegen dem Schild (jaja, wegen des Schildes, ich weiss), man darf einige
der Höhlen besichtigen und muss nicht am Eingang stehen bleiben.
Höhlenmalerei ist übrigens nicht ganz so wörtlich zu
nehmen. Es gibt hier 83 Höhlen von denen ca. 40 bemalt sind, was
bedeutet, dass sie mit Fresken bemalt sind. Nicht mit irgendwelchen
Kohlestücken. Und es herrscht absolutes Fotografier Verbot,
überwacht von je einem Wächter pro Höhle.
Der größte Teil der Fresken wurde von einem gewissen Herrn
Albert von Le Coq Anfang des 20ten Jahrhunderts von den Wänden
geklopft und stückchenweise ins Museum nach Berlin geschafft.
Dummerweise wurde davon der größte Teil im zweiten Weltkrieg
zerstört. Was noch in Bezeklik geblieben ist, wurde von
moslemischen Rotgardisten in den 60ger Jahren "verschönert",
sprich die Augen herausgemeiselt. Der kleine Teil, den man also sieht
ist, eher wenig beeindruckend. Ausser den Buddhas mit
Schnurrbärten, das ist mal was anderes.....
So schnell geht der Vormittag vorbei, ausgedurstet und hungrig haben
wir in Turpan Pause gemacht. Dabei sind Stephan gleich zwei Fahrzeuge
aufgefallen: Das chinesen Motorrad mit Yamaha-Sattelteppich und den
"VW-Stern" auf einem Santana. Wenn schon keine Pferde geritten werden,
dann muss wenigstens das Blech aufgemotzt werden.
Von dort ging es weiter ins "Trauben Tal". Ein ganzes Tal voller
Traubenbauern die Rosinen und zwischenzeitlich auch ein wenig Wein
verkaufen. Rosinen sind hier seit Jahrhunderten die Spezialität
und
weit über China hinaus bekannt. Das ist wohl auch der Grund, dass
man hier vereinzelt auf Touristen stösst.
Und es gibt am Ende des Tales ein Informationszentrum für
Interessierte. Mit Wein überwucherte Laubengänge und einem
haufen Hinweisschilder.
Im Informationshaus gibt es eine Erklärung, welche Traubensorten
wo auf der Welt angebaut werden. Zum Beispiel die Cabert Sauvigon
Traube in
England und so. Aber immerhin, die Richtung stimmt. Und wer schonmal
chinesischen Wein getrunken hat, der weiss, dass aus China so schnell
keine Konkurenzprodukte auf den europäischen Markt geschwemmt
werden. Auch wenn die Zeit voranschreitet, wie die Uhr in einem echten
uyguren Haus auf dem Gelände verkündet (ging das nicht mit
"amor manet" weiter? Egal...)
Wenn wir schon im Touristenzentrum sind, dann wollen wir auch richtige
Touristenbilder. Diesmal echte, man beachte zum Beispiel Stephans
Fussstellung. Original Imitation.
Haben wir die Schilder schon erwähnt? Richtig, eine kleine Auswahl
ist am rechten Bildrand zu sehen. Für wie mündig man die
Besucher hier hält, zeigt unter anderem das folgende Schild.
Zum Abschluss haben wir noch ca. 2 Kg Rosinen gekauft. Es gibt hier
mindestens 20 verschiedene Sorten und obendrauf auch noch verschiedene
Qualitätsstufen. Und versprochen, so süße und leckere
Rosinen gibts sonst wirklich nirgends.
Zurück auf dem Weg nach Ürümqi haben wir noch einen
Blick auf die Berge der Umgebung werfen können und noch ein
weiteres Foto vom Windkraftpark gemacht.
Morgen gehts schon wieder zurück nach Suzhou, bevor wir heim
fliegen
fahren wir noch an den "himmlischen See". Aber wie
immer ist das eine andere Geschichte......
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Schilder...
...immer wieder sehenswert......
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