Auf
in die echte Wüste. Aber bevor wir losziehen müssen wir noch
eine neue Speicherkarte für Stephans Foto kaufen. Konnte ja keiner
wissen, wie viel es hier zu fotografieren gibt. Immerhin ist
Ürümqi die Provinzhauptstadt, da sollte man sowas ja
auftreiben können. Leider machen die Läden erst um 11:00 Uhr
Ortszeit auf, das gab uns ein wenig Zeit einige Dolendeckel mit Tieren
zu bestaunen.
Und nicht nur Dolendeckel, auch ein paar Menschen, die wie wir aufs
einkaufen warten, oder sich auf ein Schwätzchen im Park treffen.
Nie alleine, immer in Sicherheit.
Als das Einkaufszentrum endlich aufgemacht hatte, haben wir erst keine
Speicherkarte gekauft. Viel zu teuer, nix gibts. Also los zum
nächsten Elektronikmarkt, 5 Minuten später war alles erledigt
und wir konnten los in Richtung Turpan. Erster Stop, eine Stunde
ausserhalb von Ürümqi, ist das größte
Windkraftwerk Asiens. Es versorgt fast ganz Ürümqi mit Strom,
und da wohnen immerhin 3,5 Millionen Menschen. Einige der
Windkraftanlagen stammen sogar aus Europa, der Rest ist "original
imitation", made in China.
Die Fahrt runter nach Turpan geht durch immer karger werdende Berge.
Runter geht es übrigens wirklich. Der tiefste Punkt in Turpan ist
150m unter dem Meeresspiegel. Entsprechend heisser und trockener wird
es mit jedem Kilometer. Da hat die Klimaanlage richtig was zu schaffen.
Etliches Wasser und viel Tee trinken ist kein Problem, aber das Essen
sollte man trotzdem nicht vergessen ;-)
Endlich kommen wir an eines der Highlights unserer Reise: Das Emin
Minarett und die dazugehörige Moschee. Ein paar Kilmeter
ausserhalb von Turpan, in einer extra Oase, erhebt sich der kahle
Lehmbau. Die ganze Anlage wurde um 1770 von Sultan Suleiman als
Andenken an seinen Vater Emin und dessen Werke gebaut.
44 Meter hoch bei einem Durchmesser von 14 Metern entspricht das
Minarett nicht gerade den schlanken und hohen Türmen der typischen
uygurischen Architektur. Es ist auch nicht mit den typischen Fliesen
beklebt sondern aus einfach gebrannten Lehmziegeln gebaut, die in
verschiedenen Ornamenten vermauert sind. Ganz im Stil der afghanischen
Architektur.
Natürlich darf auch ein Firedhof nicht fehlen.
Drum herum stehen ein paar Traubentrockenhäuser, die
obligatorischen Weinstöcke und ein paar Gartenanlagen.
Natürlich waren wir auch in der Moschee drinnen. Nach all dem
grellen Licht und der fast unerträglichen Hitze kommt einem die
relative Kühle und Dunkelheit wie eine andere Welt vor. Ansonsten
siehts in der Moschee aus wie in den anderen auch.
Wow, genau deswegen wollte Stephan nach Xinjiang kommen. Einmal ein
Bild des Minaretts gesehen und schon sind wir hier. Aber das Emin
Minarett ist nicht das Einzige hier zu bestaunen. Als nächstes
sind wir in die sogenannten Karez abgestiegen.
Als Karez bezeichnet man das Bewässerungssystem, das vor
mindestens 2000 Jahren von Hand gegraben wurde. Es bringt das Wasser
von den nahen Bergen unterirdisch in die Wüste und kann dort durch
die Wasserschächte heraufgeholt werden. Die 2000 Jahre sind das,
was die Chinesische Regierung offiziell verkündet. Es gibt einige
Hinweise, dass die ersten Stollen schon vor 5000 Jahren gegraben
wurden, aber das wäre ja vor der ersten chinesischen Dynastie
gewesen, das geht ja gar nicht.
Die Gesamtlänge der einzelnen Kanäle beträgt 5.272 Km.
Im Gesamten waren es 1784 Karez mit 172.367 Brunnen zum
Wasserschöpfen, die im Jahr 858 Millionen Kubikmeter Wasser
beförderten. Beeindruckende Zahlen, wenn man bedenkt dass die
ganzen Tunnel wirklich von Hand und mit einfachen Werkzeugen gegraben
wurden. Gleich daneben mal wieder Traubentrockenhütten oder
Rosinenhütten oder wie man die Dinger auch nennen will.
Schnell wieder rein ins klimatisierte Auto und weiter zur Ruinenstadt
Jiaohe. Die liegt auf einem 30 Meter hohen Felsplateau 20km westlich
von Turpan. Leider gibts wieder nur chinesische Zeitangaben. Also ist
sie eben um die Zeit der "Sechzehn Königreiche" das erste Mal
erwähnt, das ist so ca. 300 vor Christus gewesen wie wir sicher
alle wissen. Von da an war die Stadt bei den Chinesen erwähnt und
kurz darauf auch besetzt.
In der Stadt haben damals so um die 20.000 Menschen gewohnt, was zu der
Zeit schon eine ganze Menge war, mitten in der Wüste. Und sie ist
auch heute noch ganz schön gross, so ganz ohne Auto.
Es gab etliche Kämpfe um die Stadt, aber nur einen, der sie
Erobert hat. Und den kennt man sogar in Europa, hat er doch auch da an
die Türen geklopft: Dschingis Khan. Nachdem er die Stadt platt
gemacht hat, ist sie nie mehr so richtig in Schwung gekommen und nach
einem grossen Feuer irgendwann im 13ten Jahrhundert wurde sie einfach
verlassen.
Mitten in der Stadt ist ein Tal in dem Landwirtschaft betrieben wird
und Bäume stehen. Einfach so, mitten im Nichts. Und im Tempel
nebenan findet man noch Buddha Reliefs, allerdings ohne Köpfe.
wir haben noch den Sonnenuntergang abgewartet und sind dann zu einem
sehr späten aber hier durchaus üblichen Abendessen nach
Turpan zurückgefahren.
Turpan ist dann der komplette Kontrast. Es wohnen eigentlich nicht so
viele Chinesen hier, aber die die hier wohnen haben die typische
Lichtverschmutzung schon eingeführt. Nicht mehr lange, und Turpan
wird eine Touristenstadt wie jede andere im Land hier werden.
Am nächsten Tag wirds wieder das volle Programm geben, Flammende
Berge, Buddha Höhlen, Disney Land, Sanddünen Skifahren und so
weiter, aber das sind wie immer andere Geschichten......
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Strassenlampen...
...in
allen Farben. China kommt nach Turpan......
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