Mittwoch
morgen, Regen und Regina hat die schwere Erkältung erwischt. Nach
einigen Überlegungen hat sie beschlossen, einen Ruhetag einzulegen
um wieder gesund zu werden. Stephan ist morgens mit der Führerin
los, um auf das Jade-Drachen-Schnee-Gebirge hoch zu fahren.
Los gings um kurz nach Acht Uhr, damit die Warteschlange an der
Gondelbahn nicht so gross ist. Aber so schnell gehts an die Gondeln gar
nicht ran. Erst mal muss man am Naxi National Center Karten kaufen und
auf den Bus warten, der einen an die Talstation bringt.
Genügend Zeit, um sich über die Naxi zu erkundigen. Die Naxi
sind eine weitere Minderheit hier in China mit einer uralten
Geschichte. Derzeit gibt es noch um die 280.000 Naxis. Sie leben im
Gebiet zwischen Lijiang und Zhongdian (unser nächstes Reiseziel).
Und auch sie haben eine eigene Sprache, eine eigene Schrift und eigene
Medizinmänner, die sogenannten Dongba. Von diesen stammt auch der
Name Dongba Kultur. Die Schrift der Naxi ist eine Hyroglyphenschrift,
die vollständig erhalten ist. Ausser den ganzen
Informationen über die Naxis gabs auch noch Sauerstoff in
Spraydosen zu kaufen und spezielle Wintermäntel zu mieten.
Nach ca. 3 Stunden sind wir dann endlich in den Bus gekommen, der zur
Talstation auf 3.300 Meter fährt. Dort dann die große
Überraschung: eine Warteschlange zur Gondelbahn. Immerhin haben
sie in den extra aufgehängten Monitoren Tom und Jerry Filme
gezeigt. Lieber wäre es uns gewesen, sie hätten ein Live Bild
von der Gipfelstation gezeigt, da wir immer noch die Hoffnung hatten,
wir fahren über den Nebel hinaus. Immerhin, nach weiteren 20
Minuten gings dann los auf die Bergstation auf 4.506m Höhe.
Überraschung: auf dem Berg hats noch mehr Nebel gehabt. Das kann
ja wohl nicht wahr sein. Aber an jeder Ecke kann man Sauerstoff,
Schokolade, Wasser, Red Bull und Würstchen kaufen. Cool, oder? Der
Jade-Drachen-Schneegebirge-Berg ist übrigens 5.591 Meter hoch.
Aber irgendwie haben sie es nicht geschafft, die Bahn so hoch hinauf zu
bauen. Also heisst es mal wieder Treppen steigen. So ca. 150
Höhenmeter, dann kommt man bis auf Sichtweite an den Gletscher
ran. Schön langsam hoch schnaufen, und nein, man braucht keinen
Sauerstoff, auch wenn die Chinesen das nicht glauben wollen.
Die Temperatur auf über 4.600 Metern Höhe liegt hier bei rund
10°C, also durchaus erträglich ohne spezielle Winterkleidung,
die im Tal vermietet wird. Schnell noch ein Foto machen lassen und
wieder runter ins Tal. Die Gondelbahn ist eine Süd Tiroler Marke
namens Leitner, was das Vertrauen in den Transport ungemein
erhöht. Die Bahnen funktionieren zumindest in Europa recht
zuverlässig in den Skigebieten....
Weiter gings zu einem Naxi Dorf namens Yushui, in dem der Ethnologe Dr.
Rock von 1922 bis 1949 gelebt und die Naxi Kultur studiert hat. Ihm ist
zu verdanken, dass so viele Schriften und Traditionen überliefert
und erhalten sind. Als er 1949 von China ausgewiesen wurde, hat er
etliche Naxi Bücher, Dokumentationen von Bräuchen,
Antiquitäten, Waffen, eigentlich alles, was er bis dahin gesammelt
hat, mit nach Amerika genommen. Dann kam die Kulturrevolution. Ihm
wurde bis zu seinem Tod in den 60ger Jahren nicht gestattet, nach China
zurück zu kehren. In offiziellen chinesischen Schriften findet man
den Namen Dr. Rock übrigens sehr selten, aber die Chinesische
Regierung ist stolz auf die erhaltene Kultur der Naxi. In dem Dorf
leben übrigens immer noch massenhaft Naxis, es ist kein
Museumsdorf.
Hier ist das Haus des Dr. Rock, das nun ein Museum ist - mit
Fotografieverbot innerhalb der Ausstellung. Die Naxi haben
übrigens einen ähnlichen Baustil wie die Bai:
großer Innenhof, alle anderen Gebäude drum rum und ein Tor
zum Zumachen.
Zwischenzeitlich ist es schon nach 14:00 Uhr, also nichts wie los ins
Nachbardorf zum Mittagessen. Wir haben extra "mit ohne scharf"
bestellt, was Stephan richtige Atemprobleme und Schweissausbrüche
beschert hat. Lilli (unsere Führerin) und der Fahrer haben
kräftig Chilli nachgelegt, so ganz ungewürzt kann man ja
schliesslich nicht essen. Gegenüber vom Restaurant haben 2
Rotzlöffel mit Feuerwerk gespielt, was bei den Erwachsenen ein
müdes Lächeln erzeugt hat.
Satt und zufrieden sind wir wieder zurück nach Lijiang gefahren um
die Altstadt zu erkunden. In der Altstadt wohnen ca. 30.000 Menschen.
Seit Lijiang ein bekanntes Touristenziel geworden ist, wohnen immer
weniger Naxi dort. Sie haben herausgefunden, dass man massenhaft Geld
für die Miete verlangen kann, mit diesem Geld wiederum kann man
prima Häuser in alter Naxi Tradition ein paar Kilometer weiter weg
bauen und muss nicht ständig die staunenden Blicke der Touris
ertragen.
Durch die Altstadt fliessen 3 Flüsse. Diese sind wichtig zur
Orientierung. Rein gehts mit dem Strom, raus finden tut man gegen den
Strom. Es sind auch viele Brunnen in der Altstadt. Bei jedem Brunnen
stehen ein paar Trinkschalen bereit, so kann jeder der vorbeikommt
Wasser trinken.
Insgesamt gibt es 365 Brücken in der Altstadt von Lijiang. Ob das
nun Zufall ist oder nicht, man kann sich durchaus ein Jahr lang
beschäftigen, jeden Tag eine neue Brücke zu überqueren.
An einem Haus haben wir auch Schnitzereien in Naxi Schrift mit der
passenden chinesischen Übersetzung gefunden.
Kupfer Erz ist einer der reichlich vorhandenen Rohstoffe in Yunnan. Auf
dem Markt gibt es eine entsprechend grosse Auswahl an Kupferwaren.
Leider sind die Töpfe und Pfannen viel zu sperrig für das
Flugzeug Handgepäck.
Eine typische Apotheke gibts natürlich auch. Welche Medizin
für Regina die richtige gewesen wäre, hat Stephan
übrigens nicht nachgefragt. Vielleicht hilft ja die Drohung mit
dem Bild alleine, Medizin aus der Apotheke zu holen. Und es gibt
massenhaft Kartoffeln auf dem Markt. Ein Anblick, den wir wirklich ncht
mehr gewöhnt sind.
Was um so gewöhnlicher ist, sind die verschiedenen Tiere, sei es
zum selber kochen oder schon fertig zubereitet. Wenn auch dem
Spanferkelgrill noch einige Evolutionsstufen bevorstehen...
Tee, Kurzgebratenes und sauer eingelegtes Gemüse gehören hier
zur Grundversorgung. Nich nur am Markt sondern überall in der
Stadt sind rund um die Uhr die Fressstände bereit, hungrige
Menschen zu versorgen.
Wer sein Gemüse, zum Beispiel Bittermelone, gleich essen
möchte, der hat die Möglichkeit, an den öffentlichen
Brunnen das Gemüse zu waschen. Dazu gibt es drei Becken: Aus dem
ersten wird Trinkwasser geholt, das zweite ist zum Gemüse und
sonstige Lebensmittel waschen, das dritte wird zum Haare und
Wäsche waschen verwendet.
Gekocht wir ganz traditionell auf Kohlefeuern. Dazu gibt es
natürlich auch den Kohlelieferanten. Hier sehen wir im Bild den
Köhler von Lijiang. Wie alle wichtigen Berufe wird auch dieser mal
wieder von einer Frau ausgeübt. Bei den Naxi gilt eine recht
simple Aufgabenverteilung: Die Männer sind mit denken, reden, Tee
trinken und rauchen beschäftigt, während die Frauen die
Feldarbeit, Bauarbeiten, Hausarbeiten, Kindererziehung und die ganzen
anderen Kleinigkeiten übernehmen. Wir sind schon gespannt, wie
lange Naxi Männer noch Frauen finden werden.
Auf dem Marktplatz haben wir noch eine Reitergruppe der Naxi gesehen.
Reiten habe ich vergessen aufzuzählen bei den Männeraufgaben.
Die Tracht ist ziemlich original von den Zeiten als es noch die Tee
Strasse gab. Die Naxis sind hauptsächlich bekannt für den
Schnee-Tee und eben ihre Pferde.
Irgendwie sehen die Männer nicht wirklich wie Chinesen aus. Naja,
sind sie ja auch nicht, sind ja Naxis. Wir haben es uns übrigens
verkniffen, unserer Reiseführerin zu erklären, dass es in
Deutschland auch eine Minorität gibt: Die Bayern. Mit eigener
Sprache, Tracht und Tradition (die als Oktoberfest schliesslich
weltberühmt ist). Die Versuchung war gross.
Wie toll sich das Wetter noch entwickelt hat, wie Regina wieder am
Reiseprogramm teilnimmt und welche Abenteuer wir noch zu bestehen haben
ist wieder eine andere
Geschichte...
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Blumen und
Blüten...
...sind unzählig in Yunnan. Überall spriesst und
blüht es. Hier schon ein Vorgeschmack auf die Blumenbildersammlung.
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