Yunnan VI: um Lijiang
Donnerstag morgen, Regen und Regina ist noch nicht wieder fit. Deja vu. Nach nochmaligen Überlegungen hat sie beschlossen, den Vormittag im Hotel zu verbringen. Zum Glück haben wir den Nachmittag zur freien Verfügung geplant. Lili hat Stephan um 9:30 Uhr am Hotel abgeholt zu einem Spaziergang an den Teich des Schwarzen Drachen. Der Park ist bekannt für seinen tollen Ausblick auf das Jade-Drachen-Schnee-Gebirge.

Fluss auf dem Weg zum schwarzen Drachen Teich    Naxi Bauten

Am Eingang zum Park gabs die erste Überraschung: Die typischen Löwen haben keine Geschlechterunterscheidung. Normalerweise ist der rechte Löwe das Männchen mit dem Erdball unter der rechten Pranke und der linke Löwe ist das Weibchen mit einem Baby unter der Pranke. Hier ist nichts, aber auch gar nichts unter irgendwelchen Pranken zu finden. Naxi sind eben keine Han Chinesen.

Eingang zum schwarzen Drachen Park    Löwe ohne irgendwas unter der Pranke

Im Park könnte man meinen, man ist in einem Garten in Suzhou. Alles ist wunderschön angelegt und alles hat bestimmt irgendeine Bedeutung.

Wasserfall im Park    Und wieder der Fluss, diesmal durch den Park

Endlich dann der grandiose Ausblick auf den Schneeberg. Zumindest sollte er dort sein, wir halten es immer noch für ein Gerücht. Um das Fotomotiv abzustimmen, haben findige Menschen einen "Adler" mitgebracht, der als Fotomotiv für den Hintergrund herhalten soll. Aber erstens gab es keinen Hintergrund und zweitens bezweifeln wir, dass es sich um einen Adler handelt. Kennt sich hier irgendjemand aus und kann uns aushelfen mit der Vogelbestimmung? Vielleicht jemand aus Waldstetten?

Schneeberg oder so    ein "Adler"

Wie nicht anders zu erwarten in einem chinesischen Park - Han chinesisch oder Naxi chinesisch hin oder her - gibt es natürlich auch einen Tempel. Die Treppengeländer sind hier vollgehängt mit Vorhängeschlössern, auf denen die Wünsche der Menschen eingraviert oder drauf geschrieben sind. Je länger das Schloss beim Tempel bleibt, desto besser die Chance, dass der Wunsch in Erfüllung geht. If you believe, what the chinese believes.

Tempel Eingang    Vorhängeschlösser mit Wünschen

An der Brücke über den Schwarzen Drachen Teich hat sich das Wetter ganz kurz erbarmt und eine Vorahnung gegeben, wie es sein könnte, wenn man Berge sehen würde.

Brücke über den schwarzen Drachen Teich    Ahnung eines Gebirges

Dass wir nicht alleine Unterwegs waren ist klar, auffällig waren die vielen Kinder. Bei den Minderheiten gilt die Ein-Kind Politik nicht und je weiter Peking weg ist, desto günstiger werden die Strafzahlungen für zusätzliche Kinder, wenn man keiner Minderheit angehört. Und Peking ist wirklich weit weg.

Kids im Park    wenn der mal keinen Spass hat.....

Im Park ist auch ein "Hybrid Haus", das insgesamt 4 Stile vereint: Die Grundform von den Han Chinesen, der Dachgipfel aus Tibet, die Schwarz-Weiss Malereien von den Naxi und die Farbenpracht von den Bai. Ich denke, das habt ihr alles gleich erkannt. Und, wie es sich im Naxi Land gehört, ist auch ein echter Dongba Medizinmann da, der einem Geschichten erzählt und Kalligraphien erstellt, wenn man bezahlt.

Dongba Medizinmann    Hybrid Haus

Das Wasser der Flüsse und Seen kommt direkt aus den (vermutlich nicht vorhandenen) Schneebergen und ist glasklar. Mitten im Park ist auch noch ein Quell-Teich mit dem Namen "Perlenteich". Der kommt von den aufsteigenden Sauerstoffbläschen, die immer dann erscheinen, wenn man am Ufer aufstampft oder laut schreit. Natürlich versuchen die Chinesen als erstes Schreien, das macht mehr Lärm.

Perlenteich    Klasklares Wasser im Perlenteich
Schreihals, chinesischer    Blubberbläschen - auch Perlen genannt

Am Ende des Parks befindet sich das Naxi / Dongba Kultur Museum. Hier ist die gesamte Kultur anschaulich dargestellt. Lili hat sich gleich darum gekümmert, einen Museumsführer extra für Stephan zu organisieren. Sie war der Meinung, dass nur Naxi People auch die Kultur erklären können. Wow, sowas haben wir in China noch nicht erlebt. Super!

Naxi / Dongba Museum    Naxi Schrift

So,jetzt gibt es erst mal ein wenig Kulturgeschichte der Naxi: In der Zeit als die Erde und der Himmel erschaffen wurden, haben sich die neun Brüder und die sieben Schwestern der Naxi mit den Weisen und den Magiern zusammengesetzt und beschlossen, das Jade-Drachen-Schnee-Gebirge zu bauen um die Erde zu beschützen und dem Himmel nahe zu sein. Daraufhin haben die Naxi gleich eingesehen, dass der Mensch und die Natur Brüder sind und dass die Bai, die Tibeter und die Naxi die selben Vorfahren haben. Dies ist der Grund dafür, dass die Natur geachtet und beschützt werden muss und es nie Kriege zwischen diesen Stämmen gab. Seither sind die Neun und die Sieben auch die Glückszahlen der Naxi.

Im Museum gab es eine Fotografie, wie Lijiang angeblich aussieht, sollte die Sonne scheinen. Wie gesagt, alles nur Gerüchte.

Fotomontage    Model der Landschaft um Lijiang

Auf dem Modell der Landschaft um Lijiang kann man sehen, dass in den drei Tälern links jeweils ein Fluss fliesst. Jeder der Flüsse ist recht bekannt: Der Yangtze, der durch China fliesst, der Mekong, der durch Vietnam fliesst und der Saluen der durch Birma fliesst. Das Fotografieren im Museum ist nicht gerne gesehen, aber auch nicht verboten. Es gibt massenhaft Ausstellungsstücke, wie zum Beispiel die Wahrsager Scheibe, mit der die Dongba Medizinmänner die Zukunft vorhersagen.  Ausserdem sind die Medizinmänner für Kunst zuständig. Als Beispiel hier eine Schnitzerei aus einer Wurzel mit 100 Vögeln.

Wahrsagerscheibe    100 Vögel Baumwurzel

Nachdem Stephan noch zwei Bücher im Museumsladen gekauft hat, gings durch den Park wieder zurück in die Altstadt von Lijiang.

Wieder eine Pagode im Park    so many fish in the sea (ok, müsste eigentlich lake heissen)

In der Altstadt haben wir mal wieder die Kinder bei ihrer Lieblingsbeschäftigung beobachtet: Spielen und Essen.

Kids beim Multitasking - essen und spielen    Essen

Anschliessend gings den Altstadthügel hinauf zur Wangolu Pagode. Irgendwie besteht dieser Uraub nur aus Treppensteigen.

Hügelaufstieg in der Altstadt    und noch mehr Treppen

Aber auch diese 600 Stufen hat Stephan bezwungen und ist irgendwann an der Pagode angekommen. Diese ist nach wie vor eine Art Tempel mit Räucherstäbchen, Altar und Aussichtsplattform im obersten Stockwerk.

Wangolu Pagode    Mal wieder Räucherstäbchen

Der Ausblick über die 1 Millionen Einwohner Stadt ist wirklich super, da sich die Stadt rund um den Hügel angesiedelt hat. Wenn nun das Wetter noch....

Altstadt von Oben    Noch mehr Altstadt von Oben
Park an der Wangolu Pagode    Pagodendach

Der Berg mit der dreieckigen Spitze heisst Pinsel Berg, da er die Form eines Kalligrafie Pinsels hat. Und wie man sehen kann war unsere Führerin immer gut beschäftigt. Wenn nicht mit Fragen beantworten, dann mit telefonieren.

Pinselberg    Lili

Am Fusse der Pagode sind einige Rosen gewachsen. Die sind in Yunnan seltsamerweise recht selten. Aber wie man an dem Baum in Mitte der Treppe sehen kann, leben die Naxi wirklich ihren Respekt vor der Natur. Wenn da ein Baum ist, dann baut man die Treppe eben drum herum.

Rosen in Yunnan    Baum in der Treppe

Beim Abstieg in die Altstadt hat sich das Wetter schlagartig gebessert. Fast blauer Himmel, ein wenig Sonnenschein und wieder mal keine Sicht auf die Schneeberge. Aber immerhin besser als Regen.

Altstadt von Lijiang    Altstadt von Lijiang

Die alltäglichen Dinge wie Haare waschen in den Strassen oder diverse Tierfelle zum Verkauf fallen uns schon gar nicht mehr auf. Pferde? Die gibts überall und das Fleisch fürs Mittagessen vor dem Laden zu zerteilen ist ja wohl absoluter Standart, oder? Ob wir wohl schon zu lange in China sind?

Haare waschen auf der Strasse    Fellverkauf in den Strassen
Mal wieder Pferde    Mittagessen kochen

Zu einem späten Mittagessen haben wir Gina im Hotel abgeholt, es ging ihr schon wieder viel besser.  Womöglich Dank der rezeptfreien Medizin aus der Apotheke? Wir sind dann noch durch die Altstadt geschlampert und haben einges eingekauft und uns vor dem Regen in einem Kaffee versteckt. Wie ihr am rechten Rand vermuten könnt, haben wir den einen oder anderen Lampenschirm (oder eher: Kerzenschirm) gekauft.

Medizin, rezeptfrei    Regen in Lijiang

Gina ist wieder gesund, das ist super. Die Fahrt zum Shangri La und der Zwischenstop an der Tiger Sprung Schlucht gibt wieder Stoff für eine andere Geschichte...

Lampenschirme

Lampenschirme...
 
...aus Papier sind der Esportschlager aus Yunnan. Da wollen wir die Wirtschaft doch gleich mal ankurbeln...

Lampenschirme

Lampenschirme

Lampenschirme