Heute
ist mal wieder Autofahren angesagt. Von Lijiang zur Tigersprung
Schlucht und von da aus weiter nach Zhongdian. Es sind mal wieder rund
200km, also 5 Stunden Fahrt. Da muss erst mal ein ausgiebiges
Frühstück her, wer weiss, was wir Unterwegs zu Essen
bekommen. Zum Glück gehört zum Hotel ein Tibetanisches
Restaurant, das für das Hotelfrühstück zuständig
ist....
Und schon gehts los, Lili hat uns ins Auto zum Fahrer gesetzt und
Bescheid gegeben, dass wir an der Tigersprung Schlucht unseren neuen
Guide treffen werden. Alles klar. Wieso fährt aber der Fahrer nach
kaum einer Stunde Fahrt auf einen Feldweg um kurz darauf anzuhalten.
Mit
viel Gesten und ein paar wenigen chinesischen Sprachfragmenten haben
wir
erfahren, dass wir für ein paar Fotos angehalten haben, da wir an
der ersten Schleife des Yangtze angekommen sind. Der heisst hier
übrigens nicht Yangtze sondern "Goldener Sand Fluss". Die
passendere Bezeichnung wäre eher: "Braune Brühe", aber so
direkt wollen wir das ja nicht sagen.
Kurz nach Zwölf waren wir nahe der Tigersprung Schlucht und haben
Anna, unsere neue Führerin getroffen. Sie ist eine Mischung aus
Naxi und Tibeterin, was ihr ermöglicht, Naxi Dialekt, Tibetisch,
Yunnan Dialekt, und Mandarin zu sprechen. Zusätzlich Englisch, ist
ja klar und im nächsten Winter will sie noch Französisch oder
Deutsch lernen. Erst wird aber Mittag gegessen.
Wie original und urig die Kneipe war, ist kaum zu beschreiben, also
lassen wir mal wieder Bilder sprechen.
Wie wir festgestellt haben, befinden wir uns schon in der Tigersprung
Schlucht. Aha, so ist das also. Wir haben den Beschreibungen geglaubt,
die Schlucht sei wesentlich eindrucksvoller als der Grand Canion, da
sie tiefer als eben dieser ist und nur 30m breit. Hmmm, vielleicht
kommt das ja noch.
Ok, wir sind also an der schmalsten Stelle angekommen. Die Schlucht ist
hier wesentlich breiter als die angekündigten 30m. Was wirklich
30m breit ist, ist der Yangtze. Und man muss mal wieder Treppen
steigen, um die Engstelle genauer anschauen zu können. Diesmal
sind es aber nur ca. 700 Treppen je Richtung.
Fast auf Flusshöhe ist auch die Statue eines Tigers. Die Legende
sagt, dass der Tiger über den Yangtze gehüpft ist, als Jagd
auf ihn gemacht wurde. Und schon wieder wissen wir, warum die Tiger in
China so gut wie ausgestorben sind: Erstens werden sie gejagt und
zweitens packt nicht jede Schmusekatze einen 30 Meter Sprung.
Wie die Wassermassen des Yangtze hier durchfliessen ist schon klasse.
Aber wir konnten uns nicht vorstellen, dass dies einmalig ist auf der
ganzen Welt. Und von einem Vergleich mit dem Grand Canyon wagen wir
erst mal gar nicht zu sprechen. Die tiefste Stelle der Schlucht ist
übrigens 2.000 Meter tief. Allerdings kein Steilhang oder sowas
sondern gemessen zwischen dem Jade-Drachen-Schnee-Gebirges (5.592 m)
und dem Haba Xueshan (5.396 m). Die beiden Berge liegen allerdings ein
wenig auseinander, wie weit genau wissen wir nicht. Das ist ein gut
gehütetes Geheimnis in China, aber wir sprechen von mehreren
Kilometern, nicht wenigen 100 Metern.
Trotzdem ist es ein sehr beliebtes Ausflugs- und Fotoziel. Zumindest
ist es das noch. Es gibt nach wie vor Pläne, einen oder mehrere
Staudämme zu bauen, um Energie zu gewinnen. Ob das so einfach geht
bei einem Welt Kultur Erbe? Keine Ahnung, allerdings haben wir uns
schon gefragt, wieso diese Schlucht hier Weltkulturerbe ist (oder sein
soll).
Die Sänftenträger scheinen hier ein recht gutes Geschäft
zu machen. An allen strategisch wichtigen Stellen stehen sie und bieten
ihre Dienste an. Erstaunlich ist, dass viele Chinesen dies auch nutzen.
Wir würden uns nicht wirklich getrauen, uns in eine Sänfte zu
setzen und uns die steilen Treppen raufschleppen zu lassen. Andrerseits
verdienen die Leute damit Geld. Irgendwie sind wir Deutschen einfach
kein Volk der Dienstleistungen.
Ausser dem Sänften schleppen gibt es auch noch andere Jobs im
Tourismusbereich. Zum Beispiel "auf Touristen warten und aufpassen,
dass sie keinen Müll weg werfen und wenn doch, dann schimpfen und
aufräumen" oder "Standaufsicht".
Regina und Stephan haben sich dann auch noch mit der Kamera getroffen.
Zum Glück nicht wirklich sondern nur auf dem Bild.
Weiter gings in Richtung Zhongdian. Da wir aber nun Anna mit ihren
Englisch Kenntnissen dabei hatten, war es wesentlich interessanter. Sie
hat uns richtig zugetextet mit Informationen aus der Region, so dass
wir sie stellenweise unterbrechen mussten. Irgendwie war das zu viel
Information innerhalb zu kurzer Zeit. Was wir verstanden haben, war der
Grund für eine (Foto-) Pause. Ein uraltes und doch typisches Dorf
der Yi-people. Die Landwirtschaft ringsum gehört alles zum Dorf.
Die Yi-people und die Naxi leben schon seit etlicher Zeit friedlich
nebeneinander her. Wirkliche Platzprobleme gibt es in der Region nicht,
Land ist reichlich vorhanden.
Und dann sind wir endlich im Hochtal von Zhongdian angekommen. Diese
Gegend wird "Shangri La" genannt, was soviel wie "Paradies auf Erden"
heisst. Uns kam es wirklich paradiesisch vor, da wir endlich blauen
Himmel und eine echte Wolkenstimmung erlebt haben. Mit sowas sind wir
in Suzhou nicht wirklich verwöhnt, also seht es uns nach, wenn
heute ein bisschen viele Wolkenbilder dabei sind.
Hach, was ist es schön hier. Und nicht nur der Himmel und die
Wolken, auch der Baustil hat sich verändert und das einheimische
Vieh spaziert ganz entspannt über die Strassen. Wenn sich auf
einem Hausdach ein Bambusbündel befindet und an diesem
Gebetsfahnen hängen, so liegt das daran, dass die Bewohner
tibetanische Buddhisten sind. Wenn auf einem Dach drei solcher
Bambusbündel sind, ist das ein Zeichen dafür, dass ein Sohn
aus diesem Haushalt Mönch geworden ist. Nur auf diesen
Häusern dürfen dann auch gelbe Gebetsfahnen aufghängt
werden.
Im Hotel angekommen dann die nächste Überraschung: Ein so
schönes Zimmer haben wir während unseres ganzen Urlaubs noch
nicht gehabt. Und auch Little Buddha war mit dabei...
Aber nichts da mit rumsitzen und so. Erst mal schauen, was da für
eine Blumenwelt in 3.300m Höhe existiert. Es ist nicht normal, was
in dieser Höhe so wächst, verglichen mit europäischen
Gebirgen.
Und schon war es Abendessenzeit. So nah an Tibet natürlich beim
Tibetaner nebenan. Mit Yak-Fleisch, Yak Butter Tee und was sonst noch
so dazugehört. Wir sind auf jeden Fall seit heute Yak-Fleisch Fans
geworden.
Als krönenden Abschluss gab es dann noch einen Sonnenuntergang wie
er im Gebirge sein sollte. Und das alles Extra für uns.
Das war unser erster Eindruck vom Shangri La. Wow, wie soll das noch
übertroffen werden? Vielleicht mit der Erkältung, die Stephan
erwischt? Mal schauen, das ist auf jeden Fall eine andere Geschichte....
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Echter HImmel...
...und Sonnenuntergangs-
stimmung in den Bergen...
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