Schon
ist der letzte Tag in Yunnan angebrochen. Morgen geht es wieder
heim nach Suzhou. Da hätten wir eigentlich schönes Wetter
verdient, finden wir. Leider hat uns Zhongdian am morgen mit Regen
geweckt. Naja, immerhin gibt es hier überall, selbst im Kloster,
vollen Handyempfang, wenn das mal kein Trost ist.
Das Kloster Guihua (oder auch Song Zanlin genannt), das wir heute
besuchen ist etwas ausserhalb von
Zhong Dian in den Bergen gelegen während der Ming Dynastie (also
vor ca. 300 Jahren) erbaut
und wurde Opfer der Kulturrevolution. Sprich, es wurde ziemlich
zerstört. Seit einigen Jahren läuft der Wiederaufbau,
finanziert von Eintrittsgeldern, Spenden der Buddhisten und der
Regierung. Von den
Wohngebäuden der Mönche sind einige erhalten geblieben, aber
die Tempel selbt wurden zerstört. Anhand der vielen Details ist
es nicht verwunderlich, dass der Aufbau langsam vorangeht.
Derzeit leben rund 800 Mönche hier, zur Blütezeit waren es
über 3000. Das Kloster selbst zählt zu den 13
größten lamaistischen Tempeln überhaupt. Warum
jetzt lamaistisch und nicht nur buddhistisch? Nun, es gibt da
verschiedene Buddhisten. Bei einigen gibt es Lamas, in dem Fall nicht
das Tier, sondern ein geistiger Führer. Der wohl bekannteste ist
der Dalai Lama. Der ist gleichzeitig der Chef von den lamaistischen
Buddhisten. Das sind normal die aus Tibet, auch tibetanische Buddhisten
genannt. Alles klar soweit? Als erste Stufe der Karriereleiter im
Kloster wird man nach einigen Jahren Studium Mönch. Danach kann
man mit noch mehr Gedult und
Studium zum Lama werden. Da gibts dann auch noch verschiedene Stufen.
Der Dalai Lama allerdings ist die Re-Inkarnation vom vorherigen Dalai
Lama. Das kann man nicht studieren, dazu wird man (wieder-) geboren.
Ausserdem gibt es dann noch die Buddhas. Von einem der lebenden Buddhas
des Klosters haben wir rote Halsbänder bekommen, die uns gesund
halten sollen. Und wenn das nicht hilft, gibt es ja noch die
Reinkarnation....
Die Architektur ähnelt dem "Stammhaus" in Lhasa. Eine grosse Mauer
ist um das Kloster gezogen, drinnen befinden sich die Wohnhäuser
der Mönche und am höchsten Punkt die diversen Tempel. Von
dort hat man auch einen schönen Ausblick auf das Umland - vermuten
wir - wenn das Wetter mitspielt.
Wenn es auch Nonnen bei den Buddhisten gibt, haben wir hier keine
angetroffen. Es scheint ein reiner Männertempel zu sein. Aber auch
an die Frauen wird gedacht.
Die Gebetsmühlen darf jeder drehen,
solange man im Uhrzeigersinn dreht . Bei dieser hier gilt noch
zusätzlich, dass
man drei mal selber mit herumläuft. Eigentlich sind solche
Gebetsmühlen recht praktisch. Man braucht sich keinerlei Gedanken
machen, einfach anschubsen und schon geht das Gebet direkt in den
Himmel (oder wo auch immer der Buddha ist).
Da Anna eine Buddhistin ist, hat sie uns einiges über deren
Bräuche erzählt. In den Bergregionen ist es zum Beispiel
Sitte, den Verstorbenen ein "Luftbegräbnis" zu gönnen. Dazu
wird der Verstorbene von einem Fachmann erst in 108 Teile zerlegt,
diese werden dann
in den Bergen ausgelegt. Wenn die diversen Vögel ihre
Arbeit getan haben, werden die Knochen eingesammelt und aufbewahrt.
Brrrr, das klingt schon sehr ungewöhnlich in unseren Ohren....
Zurück in Zhongdian war die Altstadt auf dem Programm gestanden.
Diesmal hat
Stephan schlapp gemacht. Besser gesagt, die Erkältung hat ihn
schlapp gemacht. Die Lösung war einfach:
Stephan in der Altstadt in ein Teehaus setzen, einen heissen Ingwertee
bestellen und Anna und Regina losziehen lassen, um die Altstadt zu
erkunden.
Wie ihr sehen könnt, wird in Zhong Dian noch einiges an
Tüchern gewoben. Ob allerdings alle zum Verkauf stehenden
Tücher handgewebt sind - naja, eher nicht.
Fahrräder waren in China schon wichtig, seit es sie gibt. Essen
war schon immer ein zentraler Punkt des Lebens. Es ist also nicht
verwunderlich, dass man an vielen Stellen Fahrräder sieht, die so
umgebaut oder beladen sind, dass man direkt Lebensmittel damit
zubereiten und verkaufen kann. Wir haben uns schon wieder Gedanken an
den deutschen TÜV gemacht. Wieso nur?
Bei den vielen Wäldern in der Umgebung kann man sich gut
vorstellen, dass Jagen ein grosses Hobby ist. Allerdings bekommt man in
China so gut wie keine Genehmigung, um (Jagd-) Waffen kaufen oder
besitzen zu dürfen. Nur die staatlichen Jäger dürfen
das. Tortzdem ist die Tradition bei den Tibetern und den Naxi da. Was
also tun? Es gibt da ja die ganz alten Traditionen, und die Armbrust
ist schliesslich (noch) nicht verboten. Und dass sich die Leute schon
früh im Umgang mit gefährlichem Werkzeug üben, ist auch
dokumentiert.
Zhong Dian wäre keine wichtige Stadt, wenn da nich wenigstens ein
"größtes in China" Blablabla wäre. Und
tatsächlich, über der Altstadt erhebt sich die
größte Gebetsmühle der Welt. Wow, hingehen, anstaunen,
abhaken.
Stellenweise ist die Altstadt auch eine Neustadt, die aber nach alter
Bauart gebaut wurde. Eigentlich keine schlechte Idee, wie wir meinen.
Warum sollten da irgendwelche Ostblock Beton Bauten reingestellt
werden. Ist so doch viel schöner.
Zwischen all den Tüchern, Yak Schwänzen, Schals,
Outdoorklamotten, Gebetsmühlen, Rucksäcke, Pilzen findet man
ab und zu auch noch einen Mao. Doch irgendwie China hier.
An Menschen und Charaktere mangelt es hier in der Gegend auch nicht...
Manche Menschen spinnen hier auch. Ob das auch der Grund für den
roten Honig ist, wer weiss?
So, erst mal nach Stephan und seinem Ingwertee schauen. Soweit siehts
gar nicht schlecht aus, also, ab zum Mittagessen - natürlich Yak -
und dann kanns losgehen zur nächsten Etappe.
Frisch gestärkt und fast wieder gesund sind wir in den Pota Tso
Nationalpark aufgebrochen. Das soll in China sein? Unglaublich, das ist
doch eher das Allgäu. Und wie hoch sind wir hier? Auf 3.600 Metern
über Normal Null?
Flechten an den Bäumen, Birken im Wasser, Gebirgsseen, gepflegte
Wanderwege. Irgendwie passt das so richtig gar nicht zu China.
Und Streifenhörnchen. Wenn man die ein wenig einfärbt,
könnte man die glatt als Eichhörnchen durchgehen lassen. Das
rechte Bild sind übrigens mal wieder wir und keine
Streifenhörnchen, bevor irgendwelche Fragen aufkommen.
Nachdem wir ohne Sauerstoff aber mit dem Bus noch auf 4.100m
hochgefahren sind um eine nebelige "Aussicht" zu geniessen sind wir
wieder zurück in die Altstadt zum schlampern, einkaufen und
Abendessen. Wie in unserem Reiseführer beschrieben, hat
pünktlich um 8 Uhr abends auf dem Marktplatz der Tanz begonnen.
Unglaublich, aber da haben wirklich alle Altersklassen, soziale
Schichten und was weiss ich noch gemeinsam getanzt. Einfach so.
Nach einer kurzen Nacht gings dann am nächsten Morgen schon
früh wieder Richtung Heimat. Noch einen letzten Blick aus dem
Flugzeugfenster und schwupp, das wars. Einige Erinnerungen werden uns
sicher in Form von dem einen oder anderen Schal, Tuch, Lampe,
Klangschale, etc bleiben.
Irgendwie haben wir das Gefühl, dass wir da nochmal hin
müssen. Irgendwann, aber das ist d
ann eine andere Geschichte....
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Landwirtschaftliche
Nutzfahrzeuge...
...passend für die vertikal benachteiligten
Agrarerzeuger...
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